Künstliche Intelligenz in Deutschland
Künstliche Intelligenz verändert die Welt. Das steht fest. Selbstlernende Algorithmen werden heute auf der ganzen Welt entwickelt und immer mehr Volkswirtschaften setzen auf eine Förderung der KI-Entwicklung im eigenen Land. Maschinelles Lernen nützt der Menschheit auf dem ganzen Globus – einzelne Staaten profitieren davon. Aber wie steht es um die Künstliche Intelligenz in Deutschland? Ist die deutsche Entwicklung der KI international wettbewerbsfähig? Und wie sieht es mit staatlichen Förderungen aus?
Die Bundesregierung setzt KI-Ziele
Die Politik in Deutschland hat das Zukunftspotenzial von KI schon lange erkannt. Die Künstliche Intelligenz hat es immerhin bis ins Bundeskabinett geschafft. Die offizielle KI-Strategie der Bundesregierung hat drei Ziele:
- Deutschland und Europa sollen zu führenden KI-Standorten werden.
- KI soll sich am Gemeinwohl orientieren.
- Die Entwicklung der KI soll in einem „breiten gesellschaftlichen Dialog“ erfolgen.
Damit die Forderungen der Bundesregierung nicht auf dem Papier bleiben, wurden auch schon die ersten Maßnahmen beschlossen. Dazu gehören unter anderem:
- 100 neue KI-Professuren,
- Aufbau eines deutsch-französischen Forschungs- und Innovationsnetzwerkes,
- Gründung der Agentur für Sprunginnovationen (SPRIN-D) im Herbst 2019.
An die Erfolge der Gründerväter anknüpfen
Insbesondere die Gründung der Agentur für Sprunginnovationen ist ein gutes Beispiel für die Vision, die hinter der staatlichen KI-Förderung steht. Auf der Website der SPRIN-D werden die deutschen Sprunginnovationen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts genannt. Richtig gelesen. Gemeint ist nicht die letzte, sondern die vorletzte Jahrhundertwende. Es handelt sich um die revolutionären Erfindungen vor rund 100 Jahren, die ihren Ursprung in Deutschland hatten, zum Beispiel: Automobil, Radio, Tonband und Fernsehen.
Hier möchte die Bundesregierung anknüpfen. Und dass neuere Erfindungen in erster Linie mit Künstlicher Intelligenz im Zusammenhang stehen, haben auch die Bundeskanzlerin und ihre Minister erkannt.
Für die Förderung des gesellschaftlichen Dialogs unterstützt die Bundesregierung die Plattform Lernende Systeme. Hier macht eine KI-Landkarte die laufenden Anwendungen und Projekte sichtbar.
Die Zahl der Anwender, Anbieter und Entwicklungsprojekte in Deutschland macht auf dieser Karte große regionale Unterschiede deutlich. Vorreiter sind Bayern, Baden-Württemberg, NRW und Berlin, während Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein auf den hinteren Plätzen rangieren.
Deutschland auf einem guten Weg?
Trotz regionaler Differenzen ist die Entwicklung insgesamt positiv. Wie sehen die Erfolge der KI in Deutschland aus? Das Bundesministerium für Bildung und Forschung präsentiert eindrucksvolle Zahlen:
- 58 Prozent aller Patentanmeldungen, die mit dem autonomen Fahren zu tun haben, kommen aus Deutschland.
- Als Zielland für hoch qualifizierte Digitalfachkräfte liegt Deutschland nach den USA auf Platz 2 – und ist damit der beliebteste nicht-englischsprachige Standort weltweit.
- 2019 gab es in Deutschland über 200 Start-ups aus dem KI-Sektor. Berlin und München sind dabei die mit Abstand beliebtesten Standorte.
- Bei der Zahl der Publikationen zum Thema Künstliche Intelligenz liegt Deutschland weltweit auf dem fünften Platz.
Nach wie vor bestehen bezüglich der Implementierung von KI-Lösungen in deutschen Unternehmen Schwierigkeiten. Innovative Ideen stoßen auf viele Hindernisse. Fehlende Akzeptanz ist dabei wohl das geringste Problem, denn die Entwicklung geht hier in eine eindeutig KI-freundliche Richtung: Die Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz in der Gesellschaft wächst. Diese Entwicklung basiert zweifellos auf den ersten Erfahrungen, die die Bundesbürger in ihrem Alltag machen. Heute ist es kaum noch etwas Besonderes, wenn man auf einer Info-Seite oder bei einem Service-Telefonat mit einer künstlichen Anwendung kommuniziert. Vorteile, die man selbst erfährt, verdrängen Vorurteile. In Zahlen ausgedrückt:
- 2018 konnten sich nur 58 Prozent der Deutschen vorstellen, „mit künstlicher Intelligenz zu kommunizieren“.
- Ein Jahr später waren es schon 83 Prozent.
Große, mittlere und kleine Unternehmen sehen deshalb bei der Anwendung und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz eher Probleme bei der Komplexität der Algorithmen, der Datensicherheit und bei der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine.
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Milliarden Euro für KI in Deutschland
Damit die KI-Entwicklung in Deutschland nicht an diesen Hürden scheitert, stellt die Bundesregierung viel Geld zur Verfügung. 2019 kamen hierfür rund 500 Millionen Euro zusammen:
- 230 Millionen für den Transfer von KI in Anwendungen,
- 190 Millionen für die Forschung und wissenschaftliche Nachwuchsförderung,
- 55 Millionen für den gesellschaftlichen Dialog über KI, aber auch für die Förderung betrieblicher Qualifikationsmaßnahmen.
Um die wirtschaftlichen Einbußen des Corona-Lockdowns abzufedern, hat die Bundesregierung im Juni 2020 ein sogenanntes Zukunftspaket beschlossen, das diese Zahlen in den Schatten stellt. Das Konjunkturpaket lässt 50 Milliarden Euro in den Zukunftsbereich fließen. Dazu gehört neben der Wasserstoffwirtschaft und der Quantentechnologie ausdrücklich auch die Förderung der Künstlichen Intelligenz. Corona soll KI auf die Sprünge helfen.
Fazit
Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch – auch in Deutschland. Vor allem die Akzeptanz auf Kundenseite wächst. Unternehmen erkennen zunehmend die Chancen für eine Verbesserung der Produktion, die Reduzierung operativer Kosten und die Verbesserung des Kundenerlebnisses. Wenn Deutschland die Chance zum Umdenken nutzt, die sich aus der Corona-Krise ergeben, hat das Land wirklich Potenzial, zu einem internationalen Vorreiter zu werden, wenn es um neue technische Entwicklungen geht – genauso wie vor 100 Jahren.