Stemming, Stoppwörter und SEO

Stemming, Stoppwörter und SEO

Haus oder Häuser, das Haus oder einfach nur Haus – wie wirken sich diese kleinen Unterschiede auf SEO aus? Stemming und Stoppwörter sind für die Suchmaschinenoptimierung schon seit Jahren ein umstrittenes Thema. Lohnt es sich, auf diese Feinheiten Rücksicht zu nehmen? Oder sind Flexionen, Präpositionen und Artikel für ein erfolgreiches Ranking bei Google irrelevant?

Was ist Stemming?

Stemming bedeutet Stammformreduktion. Das heißt: Ein Wort wird auf den zugrundeliegenden Wortstamm zurückgeführt. Denn im Sprachgebrauch werden fast alle Wörter flektiert (gebeugt) oder bekommen Präfixe oder Suffixe. Beispiele:

  • Sie läuft, sie ist gelaufen – laufen
  • gebogen – biegen
  • Häuser – Haus

Stemming reduziert diese Vielfalt, wenn es nur um die Bedeutung von Wörtern geht. Stemming ist vor allem für Maschinen ein praktischer Ansatz. Denn gerade für Google und Co. spielt es in den meisten Fällen keine Rolle, ob ein Text den Term „Haus“ oder „Häuser“ enthält. Wenn es darum geht, die Intentionen von Menschen zu antizipieren, die auf der Suche nach einem Eigenheim sind, können Flexionen vernachlässigt werden.

Mit Keyword Stemming besser ranken?

Immer wieder wird behauptet, dass sich das „Stemmen“ von Keywords positiv auf das Ranking bei Google auswirkt. Um für das Keyword „Haus“ gute Positionen zu erreichen, müsse man also möglichst oft Begriffe wie „Häuser“, „Wohnhaus“ oder „Hausbau“ verwenden. Wenn Google also verschiedene Variationen eines Wortes erkennen kann, sei es zielführend, dies für SEO-Zwecke auszunutzen.

Keyword Stemming als Ranking-Faktor bezieht sich auf die Fähigkeit von Google, verschiedene Variationen desselben Wortes zu erkennen. In diesem Zusammenhang bedeutet Keyword Stemming die gezielte Modifizierung der Verwendung von Schlüsselbegriffen mit unterschiedlichen Flexionen, Präfixen und Suffixen.

Fakt ist, dass Googles Algorithmen immer perfekter werden. Stichwort: Künstliche Intelligenz. Maschinelles Lernen heißt, dass Keyword Stuffing schneller entdeckt wird. Dazu gehört auch die verdächtig häufige Verwendung von Wörtern in ihrer Grundform. Moderne Algorithmen entdecken eine unnatürlich wirkende Sprache in Sekundenschnelle. Insofern scheint Stemming vorteilhaft zu sein.

Dies gilt aber auch umgekehrt:

  • Absichtliches Keyword Stemming wird ebenfalls schnell erkannt.
  • Unnatürlich wirkende Texte werden nicht gelesen. Das führt zu hohen Abbruchraten, die auch Google registriert.
  • Sowohl Keyword Stuffing (mit der inflationär häufigen Verwendung der Grundform eines Wortes) als auch erzwungenes Stemming beinhaltet mehr Risiken als Chancen.

Wie so häufig kommt man auch bei diesem Thema zum Schluss, dass allein der Content zählt: Gute Texte werden gern gelesen, und genau das registriert die größte Suchmaschine.

Insofern erklärt sich auch die Hypothese, dass Stemming das Ranking fördert. Ein guter Text enthält natürlicherweise verschiedene Flexionen eines relevanten Keywords. Doch die Hypothese der SEO-Tauglichkeit von Stemming verwechselt Ursache und Wirkung. Die Lesbarkeit des Textes verhindert Abbrüche. Das registriert Google – das Stemming als solches ist jedoch für die Positionen auf Googles Ergebnisliste nicht entscheidend.

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Was sind Stoppwörter?

Stoppwörter sind alle Wörter, die für Suchmaschinen keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielen. Das sind vor allem Artikel und Personalpronomen. Beispiele:

  • der, die, das,
  • ihr, ihre, ihrer
  • ein, eine

Aber auch viele Adjektive, Funktionswörter, Partikel und Adverbien werden von den Suchmaschinen-Algorithmen ignoriert. Das sind zum Beispiel Wörter wie:

  • eigentlich, hauptsächlich, insgesamt
  • als, bis, vor, nach
  • ziemlich, hingegen, zusätzlich

Ebenfalls irrelevant sind Modalverben wie „können“, „müssen“ oder „sollen“, die nur in Zusammenhang mit einem anderen Verb Bedeutung haben. Doch nicht immer sind Stoppwörter irrelevant. Sie geben oft einen Hinweis darauf, worum es in einem Beitrag geht. Manchmal kann auch ein einzelnes Stoppwort den Sinn eines Textes erst ausmachen. 

  • So enthält der Satz „Sein oder nicht sein“ zwar ausschließlich Stoppwörter, er ergibt trotzdem einen Sinn.

Bei einer Überschrift wie „Suchmaschinenoptimierung ohne Keywords“ ist es gerade die Präposition „ohne“, die den Ausschlag für die Bedeutung und das Thema eines ganzen Textes gibt.

SEO mit oder ohne Stoppwörtern? 

Für Suchmaschinenoptimierer stellt sich daher zwangsläufig die Frage des Umgangs mit Stoppwörtern. Macht es einen Unterschied, ob in einem Text häufiger der Term „SEO in München“ oder nur „SEO München“ erscheint? Die Antwort ist relativ einfach.

  1. Grundsätzlich ignoriert Google Stoppwörter dort, wo sie für die Analyse der Bedeutung keine Rolle spielen.
  2. Das bedeutet: Wenn Stoppwörter die Lesbarkeit eines Textes fördern, sollten diese auch verwendet werden.

Ganz anders sieht es bei sinntragenden Stoppwörtern aus. So macht es zum Beispiel einen Unterschied, ob eine Flugreise „von Paris nach New York“ oder „über Paris nach New York“ geht. Aber all diese Unterschiede resultieren letztlich aus einer natürlichen und möglichst exakten Verwendung von Sprache. Spätestens seit dem BERT-Update achtet Google nochmals verstärkt auf die Bedeutung von einzelnen Worten in ihrem Zusammenhang – und dazu gehören auch Stoppwörter. 

Es ist also besser, natürlich und verständlich zu schreiben, um das Risiko künstlich wirkender Texte zu vermeiden. Die Gefahr, abgestraft zu werden, ist größer als jede noch so kleine Positionsverbesserung durch Stoppwörter.

Fazit

Stemming und Stoppwörter haben für die Suchmaschinenoptimierung nur eine sehr geringe Bedeutung. Beide Aspekte sind eher ein Aspekt der Perfektionierung von Suchmaschinen – mit dem altbekannten Ergebnis, dass nur Inhalte zählen: Content is king. Google wird immer besser darin, gute Inhalte – aber auch Manipulationen – zu erkennen. Am Ende zählt das Votum der User. Und das heißt für Webseitenbetreiber: Vergessen Sie Stoppwörter und Stemming.

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Jan Knupper